Prèchtat-ar iart zimbrisch? Sprechen Sie zimbrisch?

Online-Sprachkurs mit Dr. Remigius Geiser & Hans Geiselbrechtinger

Seit 2018 ist das Kuratorium aktiv bemüht, die zimbrische Sprache mit eigenen Lehr- und Lernangeboten am Leben zu erhalten.

Kompaktkurs

An erster Stelle ist der Kompaktkurs für Anfänger zu nennen, den Dr.  Remigius Geiser, unser stellvertretender Vorstandsvorsitzender,  für das Zimbrische der Sieben Gemeinden konzipiert und ausgearbeitet hat. Der Kurs gliedert sich in acht Lerneinheiten und enthält alles, was für eine Basiseinführung erforderlich ist: Terminologie, Grammatik, Wortschatz und Übungen. Wer möchte, kann alle Unterlagen zum Kurs auf der von Vorstandsmitglied Oliver Baumann betreuten Website ► zimbrisch.de in Augenschein nehmen oder gerne auch herunterladen. Auf der Plattform findet man darüber hinaus zahlreiche von Remigius Geiser aufgenommene Audio-Dateien, mit deren Hilfe man die korrekte Aussprache überprüfen und üben kann.
     Der Kurs wurde erstmals 2018 als Präsenzveranstaltung an der Volkshochschule Vilsbiburg abgehalten. Die zweite Auflage fand von Juni 2021 bis Februar 2022 statt. Wegen Corona musste der Kurs online durchgeführt werden. Dies erwies sich im Nachhinein als Glücksfall. Denn durch das Online-Format fielen typische Verhinderungsgründe weg. Man hat keine extra Anfahrt wie bei einer Präsenzveranstaltung, sondern schaltet sich einfach bequem von zu Hause aus per Computer zu. Damit spart man nicht nur Geld, sondern auch eine Menge Zeit. Außerdem vergrößert sich der Kreis potentieller Teilnehmer auf die ganze deutschsprachige Welt. So sollte es in Zukunft leichter fallen, neue Interessenten für einen weiteren Anfängerkurs zu finden.

Sprachstammtisch

Flankierend und alternierend zum Kompaktsprachkurs hat sich ein Zimbrisch-Stammtisch etabliert, der ebenfalls online durchgeführt wird. Als Kommunikationsplattform dient Zoom®. Die Kommunikation findet in der Regel nur auf Zimbrisch statt. Hier können ehemalige Kursteilnehmer und andere Interessenten in lockerer Atmosphäre ihr erlerntes Wissen praktisch anwenden und vertiefen. Gemeinsames Ziel ist es, in der zimbrischen Sprache so fit zu werden, dass man flüssig Konversation betreiben kann.
     Der Stammtisch findet in Absprache mit den Teilnehmern einmal im Monat statt,  jeweils Samstagabend von 20–22 Uhr. Die fachliche Betreuung liegt – wie könnte es anders sein – in den bewährten Händen von Remigius Geiser. Bewährter Organisator der Treffen ist Hans Geiselbrechtinger, der sich auch um die Auswahl und Konzeption geeigneter Textvorlagen kümmert.
     Für den Ablauf eines Stammtisch-Meetings gibt es eine feste Agenda. Nur so lässt sich die Gefahr bannen, dass man den Abend bloß "verratscht". Etwa zwei Wochen vor einer Session werden zusammen mit der Einladung Übungstexte zur Vorbereitung, also quasi Hausaufgaben, verschickt.
     Die Standard-Session gliedert sich in zwei Phasen. Im ersten Teil steht die Sprechfertigkeit im Fokus. Dazu hat jeder Teilnehmer die Gelegenheit, über ein frei gewähltes Thema auf Zimbrisch vorzutragen. Das können Geschichten aus dem eigenen Leben sein, Interessantes aus Politik, Wissenschaft, Sprache und Kultur, lokale Ereignisse, Aphorismen berühmter Persönlichkeiten oder auch Kochrezepte. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die ganèrreche (Witze) von Remigius (cf. De drai zimbarn), mit denen die erste Phase des Abends für gewöhnlich endet. Im zweiten Teil werden Texte übersetzt, mal aus dem Zimbrischen, mal ins Zimbrische.
    Anlässlich des 100. Todesjahres von Franz Kafka hat sich die Gruppe jüngst an eine Übersetzung einer Kurzerzählung gewagt, die den Titel Die Sorge des Hausvaters/De laide me hausvaatere trägt. Die zimbrische Übertragung in der finalen Fassung von Remigius Geiser finden Sie ► hier
     Regelmäßig wird auch die zimbrische Grammatik trainiert. Dies geschieht mittels spezieller Übungssätze, die dem Muster der Exercitia  des Anfängerkurses folgen und ausgewählte Themen wie - Deklination, Tempus-Formen, Modi, Pronomina, Konjunktionen oder Enklise behandeln.    
     Seit 2023 liegt erstmalig eine normalisierte systematische Beschreibung der Grammatik des Zimbrischen der Sieben Gemeinden vor. Das Werk mit dem Titel De Zimbrische Zunga von Siban Komaün wurde von dem renommierten Linguisten Prof. Dr. Luca Panieri verfasst, der auch das zimbrische Online-Wörterbuch des Kulturinstituts von Roana kuratiert.
     Mit der neuen Grammatik verfügen wir nun über ein umfängliches Referenzwerk, um alle einschlägigen Fragen zu Orthographie, Morphologie und Syntax zu beantworten. Leider gibt es das Buch bisher nur auf Italienisch.

Fazit
Der Sprachstammtisch hat sich als kleine, aber feste Größe etabliert. Es gibt einen harten Kern von sieben Personen, die so gut wie immer teilnehmen, und einen erweiterten Kreis von einem halben Dutzend Leuten, die sich gelegentlich zuschalten. Nicht ohne Stolz wollen wir erwähnen, dass wir dank Online-Format recht international besetzt sind mit Teilnehmern aus Bayern, Österreich, Italien und, ja, sogar aus Brasilien. Gerade die Welschen unter ihnen sind das Salz in der Suppe: zum einen, weil sie echte Nach-fahren der Zimbern der Siban Pèrge sind, zum anderen, weil aus ihrem Munde das Zimbrisch so wunderbar klingt.
     Für alle, die jetzt neugierig geworden sind und sich mit dem Gedanken tragen, ebenfalls Bekanntschaft mit dem ältesten Bairisch zu schließen, soll noch in diesem Jahr ein neuer Einsteigerkurs angeboten werden. Remigius Geiser hat dazu bereits seine Bereitschaft erklärt. Und natürlich erhoffen wir uns davon auch frischen Zuwachs für den Stamm-tisch.
     Mag der Wunsch auch irreal sein, die alte Mundart der Sieben Gemeinden als native Sprache wiederzubeleben:  solange es noch Enthusiasten gibt, die mit Freude diese édalne zunga lernen und sprechen, solange lebt sie weiter. In diesem Sinne: Hàltabar héerte un ziighabar vüar!

 

Das sagen Teilnehmer...

 

«Es war – und, natürlich, ist es immer noch – eine der größten Ehren meines Lebens, an dem Zimbrisch-Sprachkurs, und, später, an der zimbrischen Sitzung Prèchtabar zimbrisch! teilnehmen zu dürfen. Für mich, als Nachfahre zimbrischer Auswanderer aus den Dreizehn Gemeinden, ist jedes zimbrisches Zusammentreffen eine Quelle unbeschreibbarer Freude sowie herzergreifender Pflicht, bedeutend: die alte Sprache, wie Mario Rigoni Stern es formuliert hat, das Tautsch, Taütsch, Azpebiar, erhalten zu können - den allerheiligsten Schatz aller Zimbern auf dieser Erde.»

Marco Aganetti Haganétar, São Paulo, Brasilien

 

«Oberstes Ziel des Kuratoriums ist laut Satzung die Pflege und Erhaltung der zimbrischen Sprache, und das heißt: die zimbrische Sprache als Mittel zur lebendigen Kommunikation benutzen, sei es mündlich oder schriftlich. Diesem Ziel dienen schon seit Jahren zwei beständige Aktivitäten des Kuratoriums: Die zimbrischsprachige Facebook-Gruppe Zimbar-Gaprècht dar Siban Komàüne und insbesondere die monatliche Online-Konferenz Prèchtabar zimbrisch, wo in aller Regel nur zimbrisch gesprochen wird, und das heißt, dass wir nur auf zimbrisch über das Zimbrische sprechen! Wenn alle, die über das Zimbrische sprechen, dies auf zimbrisch täten, bräuchten wir uns über das Aussterben dieser altehrwürdigen Sprache keine Sorgen zu machen.»

Remigius Geiser

 

«Sàinta schöon jaardar, az ich limme tòal kan dar Prèchtabar zimbrisch vorkhèmminge, ba ist gahàltet vomme Cimbern-Kuratorium Bayern. Vor mich z ist an guuta sitze zo mögan prèchtan zimbrisch metten zimbarn von dar Bavièarn, ba prèchtent met aname andarn galaüte dan baràndare zimbarn von Bèlloschlante.»

Lauro Tondello Plözar, Rotzo, Sette Comuni, Italien

 

«Früher fand ich zu zimbrischen Texten kaum Zugang; eine Aussprache war mir schwer zu erschließen. Durch Sprachkurs und -stammtisch und eine heute klar geregelte Schreibung eröffnet sich nun mehr und mehr der Reiz. Das eigene Niederbairisch hilft dabei sehr, es finden sich oft Bezüge zu anderen Dialekten und dem Englischen, und so manch alte Wortbedeutung des Zimbrischen entdecke ich nun auch etwa in Bach-Passionen wieder. Zimbrisch ist wie jede gewachsene Sprache ein Blick ins Werden Europas, ein kulturelles Erbe. Für den interkontinentalen Sprachstammtisch braucht es etwas Vorbereitung, in einer lustig-lockeren Runde wird dann das Zimbrische erarbeitet, was durch die Mehrsprachigkeit etlicher Teilnehmer und zunehmend durch das Zimbrische selber gelingt.»

Dr. Uwe Schneider, Landshut

 

«Der monatliche zimbrische Online-Sprachkurs ist für mich das bedeutendste Aushängeschild des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums. Die beiden mòostare Hans Geiselbrechtinger und Remigius Geiser erhalten nicht nur in unserer Sprachgruppe das Zimbrische lebendig. Die Zimbrisch-Übersetzungen sind sehr arbeitsintensiv, jedoch sind sie ein ganz wichtiger Beitrag für den Erhalt der alten Sprache – was unser satzungsmäßiger Auftrag ist.
     “Asò is déz zimbar-gaprècht noch léntikh..»

Jakob Oßner