Bericht von Helga Menhofer über die Sizilienreise vom 07.-17.05.2025

von Heike Arnold

Mitglieder und Freunde des Cimbern-Kuratorium reisten nach Sizilien

 

Mir wurde die Ehre zuteil, über eine außergewöhnliche Bildungsreise (7.5.-17.5.25) in den Osten und Süden Siziliens zu berichten.

Filippo Smedili, Sizilianer aus einem Bergdorf bei Messina, engagiertes Mitglied des Cimbern-Kuratoriums wollte uns seine Heimat zeigen. Monate zuvor hatte er mit den Planungen und Buchungen begonnen: Per E-mail versorgte er uns mit detailliertesten Informationen, sendete Links zu Hintergrundwissen und schließlich das akribisch ausgearbeitete Programm. Manch eine/r wird erschrocken sein über die Dichte der Unternehmungen und die knapp bemessene Nachtruhe. Aber die Aussicht auf so viel Schönes, alles mit Liebe und Sorgfalt vorbereitet, ließ uns, 26 Personen, davon die meisten Senioren, entscheiden: Wir fliegen nach Sizilien.

In Catania angekommen, holte uns ein Bus ab und sollte uns elf Tage durch Städte, Dörfer, Täler und Berge (vor allem Berge!) chauffieren. Es begannen intensive Tage mit touristischen Höhenpunkten wie der Besichtigung der Stadt Catania, des Doms in Messina (bei Orgelmusik, gespielt vom Domorganisten, einem sehr guten Freund von Filippo), des Städtchens Taormina mit der vorgelagerten Isola Bella und dem griechisch-römischen Theater. Des Weiteren sahen wir den Ort Randazzo, das Marienheiligtum und das antike Theater in Tindari mit traumhaftem Blick auf die Liparischen Inseln.

Aber wir erlebten nicht nur Kultur, auch Feste und Naturerlebnisse machten die Reise zu etwas ganz Besonderem. Unvergesslich das Fest unter freiem Himmel in Filippos Heimatort. Wir tanzten und sangen ausgelassen mit einer leidenschaftlichen Gruppe von jungen einheimischen Musikern. (Historischer Moment: Plötzlich läuteten die Glocken der Dorfkirche für die Nachricht: Habemus papam).

Auch Spaziergänge am Strand und Baden im Meer, ein Ausflug zu den Alcantara-Schluchten, wo man zwischen bizarren Basaltsäulen im Wasser waten konnte, standen auf dem Programm. Großartig war der Besuch der Megalithen von Agrimusco bei Sonnenuntergang und Musik. Filippo konnte seinen Freund, den Domorganisten von Messina, und einen Flötisten gewinnen, das traumhafte Erlebnis mit Musik zu untermalen. Danke Filippo!

Als ein besonderes Erlebnis erwies sich der Ausflug auf den Ätna, zu den Kratern der Eruption von 2002 und der Bruchstelle von 1923.

Nach fünf Tagen wechselten wir die Quartiere. Wir waren jeweils auf verschiedene „Agriturismi“ in den Bergen im Hinterland von Randazzo und Ragusa (zweiter Stützpunkt) verteilt.

Nun ging es in den Süden. Dort erwartete uns ein kultureller Höhepunkt: die Villa Romana del Casale in Piazza Armerina, einer der größten erhaltenen Mosaikzyklen der Antike. Danach folgte das Städtchen Caltagirone mit seinen hübschen Keramikläden und der Scalinata (Treppe). Ein weiteres Highlight erwartete uns danach: eine Führung durch das Tal der Tempel in Agrigent mit seinen beeindruckenden Tempeln der Hera, Concordia und des Herakles. Es folgte ein Spaziergang zur Scala dei Turchi in Realmonte, Felsen aus Mergel, die wie Stufen dem Meer entsteigen. Nach längerer Fahrt durch eine wunderschöne Berglandschaft gelangten wir nach San Biago Platini, ein Dorf, das zu Ostern zwei Straßen mit riesigen, reich verzierten Brotteigbögen und Bildern schmückt, die allesamt aus Naturmaterialien gestaltet waren. Wir waren tief beeindruckt von dieser überbordenden Volksfrömmigkeit. Der achte Tag war den Barockstädten Modica und Ragusa gewidmet sowie dem Palazzo Arezzo di Trifiletti in Donnafugata.

Höhepunkte erlebten wir noch an den letzten Tagen: den Besuch der archäologischen Stätte von Syrakus mit dem griechischen und römischen Theater (leider verhinderte der Massenansturm von Touristen und Schulklassen, dass man sich auf diesen geschichtsträchtigen Ort in Ruhe mental einlassen konnte). Die Stadt Syrakus Ortigia gefiel uns besonders: der wunderschöne Platz im Zentrum, die Kathedrale, in deren Innerem man noch Säulen des griechischen Tempels der Athena sehen kann (seit 2500 Jahren ein Gotteshaus). Wir sahen die Quelle, welche die Besiedlung durch die Sikuler und später durch die Griechen erst ermöglichte. Am letzten Tag, einem Samstag, konnten wir noch einen Eindruck der „Infiorata“ in Noto gewinnen. Es schien als wäre ganz Sizilien unterwegs um, so wie wir, den Blumenteppich zu sehen, aber auch durch die Marktbuden zu bummeln und die wunderschöne Stadt mit ihren vielen Barockkirchen, -klöstern und -palästen zu bewundern.

Die Besonderheit dieser Reise war das abwechslungsreiche Programm, Filippos großes Engagement, sein Insider-Wissen und seine Kontakte vor Ort. Wir besichtigten auch eine Schokoladenfabrik, eine Bäckerei, Weingüter mit anschließender Weinprobe.

Natürlich noch einige Worte zur Kulinarik: Filippo hatte durchwegs schöne, landestypische Restaurants ausgesucht, die gutes Essen und immer genügend Wein boten. Besonders stachen die Produkte auf einem Büffelhof und die Kochkunst eines Fischrestaurants hervor. (Die Hausfrauen unter uns beschlossen allerdings, die nächste Zeit zu Hause keine Nudeln auf den Tisch zu bringen.)

Der Wettergott Jupiter meinte es gut mit uns, nur einen halben Tag mussten wir unser Programm kürzen, was aber von vielen als kleine Pause genutzt wurde (Schafkopfrunde in Sizilien!?).

Unsere Truppe war interessiert, pünktlich, gesellig, gutem Essen und Wein zugetan, man half sich gegenseitig. Vorneweg lief unser Hirte Filippo mit dem Handy am Ohr, es mussten ja viele Termine bestätigt oder nach hinten verschoben werden. Seine durchschnittlich um 15-20 Jahre älteren Schäfchen waren doch etwas langsamer als vorausgeplant. Die Vorträge, die einige Teilnehmer im Bus hielten, wurden mit großem Beifall bedacht. Probleme mit schmerzenden Knien, geschwollenen Füßen, Schlafmangel, Zahnschmerzen verdrängte man. Gelegentlich hörte man ein Grummeln, weil es wieder so spät geworden war, aber die Freude und Dankbarkeit überwogen alle Anstrengungen.

Wir haben viel gelernt über die Insel, ihre 3000 Jahre alte Geschichte, die Geographie, die Naturkatastrophen und die Kraft des Volkes, wieder alles aufzubauen. Wir haben sizilianisches Temperament und Herzlichkeit erlebt. Bei der Ankunft im Flughafen dürfte jedem bewusst geworden sein, wie viel Glück wir hatten: Erschöpft, aber wohlbehalten kamen wir in München an.

Mille grazie an alle, die uns diese außergewöhnliche Reise ermöglicht haben, vor allem an Filippo!

Helga Menhofer

Fotos und Filme zur Reise ...

... sind zu finden unter dem Link:  https://www.ckbayern.de/2025.sizilien.html